Der Bach-Naturjuwel vor unserer Haustüre

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Fische – Unsere Verwandten im Wasser | NETZ NATUR mit Andreas Moser

Fische lassen viele Menschen kalt. Allenfalls auf dem Teller mag man sie heiss. Doch «NETZ NATUR» kommt dem Schuppenvolk im Wasser ganz nahe und zeigt, wie eng Fische mit uns verwandt sind. An ihnen sehen wir, wie wir die Natur und unser eigenes Leben verändern.

«Damals gab es hier im Doubs so unglaublich viele Insektenlarven im Wasser, dass eine Forelle nur das Maul zu öffnen und den Kopf zu drehen brauchte, um zu fressen. Und so gab es denn auch unglaublich viele Forellen!» erzählt uns Michel Roggo, der wohl berühmteste Fischfotograf Europas und vielleicht der Welt. Mit seinen abenteuerlichen Konstruktionen grossformatiger Kameras, die er an langen Stangen in reissende Flüsse oder stille Wasser führt oder die er zwischen Steinen festklemmt und so die Linse ganz nahe an die scheuen Fische heranbringt, gelingen ihm atemberaubende, hautnahe Porträts von Fischen.

Mit solchen Bildern führt «NETZ NATUR» ins Reich der einheimischen Fische und stellt einen verblüffenden Vergleich an: Eine frisch geschlüpfte Forelle sieht einem vier Wochen alten menschlichen Embryo verblüffend ähnlich. Und das ist kein Zufall, denn dass wir während der ganzen Schwangerschaft in einer milden Salzwasserlösung schwimmen, weist darauf hin, dass unsere Stammesgeschichte vor rund 400 Millionen Jahren mit den ersten Fischen im Wasser begann.

Wie wir heute mit Michel für die Dreharbeiten im Flüsslein Doubs an der Grenze zwischen der Schweiz und Frankreich stehen, haben wir Mühe, einzelne grosse Insektenlarven, die Leibspeise der Forellen, unter den Steinen im Flussbett zu finden. Die Millionen von Insekten sind im Doubs weitgehend verschwunden. Und mit ihnen die Fische.

«NETZ NATUR» besucht mit Michel Roggo verschiedene Gewässer im ganzen Land und geht der Frage nach, was dahinter steckt, dass viele Fische grosse Mühe haben.

Mehr Informationen zur Sendung: https://www.srf.ch/sendungen/netz-nat…

Stimme für die Fische | NETZ NATUR mit Andreas Moser

Fische gelten als sprichwörtlich stumm. Doch in Wirklichkeit erzeugen sie unter Wasser vielfältige Geräusche. Und das ist bei Weitem nicht die einzige Überraschung ihres geheimnisvollen Lebens, von dem wir noch so wenig wissen.

Was bringt jemanden dazu, in seiner ganzen Freizeit auf einem Boot im See die Fische Tag und Nacht mit sensiblen Unterwassermikrofonen zu belauschen? Welche erstaunlichen Entdeckungen machen Forscher, wenn sie sich das Erbgut unserer einheimischen Fische genau anschauen? Was bedeutet es für die einheimischen Fische, wenn fünf Fischarten aus ihrer Heimat am Schwarzen Meer auswandern und in unglaublichen Mengen in neue Flüsse und Seen in Westeuropa eindringen? «NETZ NATUR» widmet sich mit einem zweiten Blick auf unsere einheimischen Fische verblüffenden Entdeckungen, die uns in Bächen, Flüssen und Seen erwarten.

Das Reich der Fische ist vielfältigen Bedrohungen ausgesetzt. Wie viele Chemikalien lassen wir jeden Tag einfach mit einem Druck auf den Spülknopf ahnungslos und unbedacht in die Gewässer rauschen? Von den Absonderungen der WC-Ente, die das stille Örtchen geruchlich angenehm und hygienischer machen soll, über alle Arten von Reinigungsprodukten im Haushalt, Werkstatt und Industrie, bis zu Rückständen von Medikamenten, die wir als hoch aktive Moleküle aus unserem Körper ausscheiden und ins Abwasser abgeben – alles Produkte, die schliesslich über die Kanalisation aus den menschlichen Siedlungen die Kläranlagen durchlaufen und schliesslich bei den Fischen in den Gewässern landen.

Dabei hat der Gewässerschutz in den letzten 50 Jahren Erstaunliches erreicht: Von total überdüngten Seen, in denen die Fische entweder wegen Sauerstoffmangels erstickten oder sich durch die Blüte von Planktonalgen eine Überpopulation von Weissfischen entwickelte, sodass man sie zum Düngen auf die Felder schaufelte. Heute haben viele grosse Seen dank Phosphatverboten in Waschmitteln und Kläranlagen wieder einen Nährstoffgehalt im Wasser, der weitgehend natürlichen Verhältnissen entspricht – was wiederum vielen Berufsfischern nicht passt, weil damit die von ihnen bevorzugten Fische, die Felchen, weniger Nahrung finden. Das führt zur spannenden Frage: Wem gehören die Seen? Sind sie natürlicher Lebensraum oder vor allem wirtschaftliche Produktionsfläche?

Der Zusammenschluss ganzer Flusssysteme etwa – das Einzugsgebiet des Rheins mit demjenigen der Donau durch Kanäle für die Handelsschiffe – öffnet unzähligen Organismen neue Verbreitungsgebiete: So sind in den letzten Jahrzehnten mehrere Arten von Muscheln, Kleinkrebsen und Fischen durch Schiffe massenhaft von Osten nach Westen als blinde Passagiere in unsere Gewässer eingeschleppt worden und stellen hier das Ökosystem auf den Kopf – werden sich die einheimischen Organismen auf diese neuen Arten einstellen können?

Ein zweiter, breiter Blick von «NETZ NATUR» auf die Fische in unseren Gewässern macht bewusst, wie viel Faszination in der Welt unter Wasser vor unserer Haustür verborgen ist und wie sehr unser Verhalten an Land das Leben im Wasser beeinflusst. Wenn die Fische in unseren Gewässern eine Zukunft haben sollen, ist es an der Zeit, sie nicht länger als stumm zu betrachten, sondern ihnen eine Stimme zuzugestehen – und sie ihnen, wo nötig, zu geben.

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